Denkmalpflege und Sanierung: Materialien und deren Anwendung

Eric Mozanowski führt in Berlin / Leipzig und Stuttgart im Rahmen von Seminarveranstaltungen die Vortragsreihe zum Thema Denkmalschutz in Deutschland fort. Aus dem Kreis der Teilnehmer kam der Wunsch wichtige Wissensmodule auch im Internet zu veröffentlichen. Dies ist Teil 37, welcher sich mit der Verwendung  von Materialien der Verputzung  betrug.

 

Haltbarkeit und Oberflächenbehandlung von Putz

 

Neben der Haltbarkeit ist für die Denkmalpflege auch die Oberflächenbehandlung des Putzes von großer Bedeutung. Sie sollte sich am besten nach den Resten des originalen Putzes richten. Fehlen diese, werden für Bauten vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert oft Kellenputze vorgeschrieben, bei denen der Putz allein mit der Maurerkelle so glatt gestrichen wird, wie es geht, ohne ein Reibebrett einzusetzen. Auf diese Weise erhält der Putz eine fein bewegte Oberfläche. Für Gebäude ab dem 19. Jahrhundert kann auch ein Glattputz verwendet werden. Dabei wird über dem Grundputz ein einheitlich dünner Deckputz aufgetragen, der anschließend überstrichen wird.

 

In der Denkmalsanierung sind noch immer künstlich strukturierte Putze weit verbreitet, bei denen mit der Maurerkelle Halbkreise oder andere Formen eingedrückt werden. Diese werden von den Denkmalbehörden jedoch äußerst kritisch gesehen. Ähnliches gilt für Rau- und Streuselkuchenputze. Bei Bauten des späten 19. und des 20. Jahrhunderts werden diese Verputzungen zuweilen als zeitgemäß erachtet und daher zugelassen. Für ältere Epochen kommen sie hingegen nicht in Frage.

  

Fachwerksanierung

 

Die Sanierung von Fachwerk unterscheidet sich grundsätzlich von der Instandsetzung anderer Gebäudekonstruktionen und -fassaden, weil das sichtbare Holztragwerk immer ein unverzichtbarer Bestandteil der Gebäudekonstruktion ist. Um schädliche Fäulnis an den Grundbalken (Schwellen) und Ständerfüßen zu vermeiden, muss zunächst geprüft werden, ob eine Trockenlegung des Sockels erforderlich ist. Die verschiedenen Verfahren werden in einem späteren Abschnitt des Buches erläutert. Besteht der Sockel aus Bruchstein, sollte man ihn am besten nur ausfugen, selbst wenn er ursprünglich verputzt war, da sichtbares Bruchsteinmauerwerk am wenigsten schmutzempfindlich ist und bei Belastungen durch Spritzwasser, Streusalz und Hundeurin nicht so eine aufwendige Bauunterhaltung erfordert wie ein Putzsockel. Ein unansehnliches Mischmauerwerk muss natürlich verputzt werden, wofür sich ein Naturputz ohne Anstrich empfiehlt. Um das Eindringen von Feuchtigkeit in die Holzkonstruktion zu vermeiden, sollte der Putz nach unten abgeschrägt werden. Keinesfalls sollte der Sockel mit glasierten Fliesen, Kunststoffplatten oder Bitumenpappen verkleidet werden. Dadurch würde die in das Mauerwerk eindringende Feuchtigkeit nicht schnell genug oder gar nicht verdunsten und es könnten Fäulnisschäden an Schwelle und Ständerfüßen entstehen.   

 

Die Ausfachungen können aus Naturstein, Backstein oder Lehmstakungen bestehen. Oftmals bleiben sie unverputzt, vor allem im Küstengebiet, wo neben einfachen Ziegelausfachungen auch zahlreiche Ziegelmuster vorkommen. Die im Mittelgebirgsgebiet weit verbreiteten Lehmstakungen haben für das Fachwerk eine ideale Elastizität und eine beachtliche Wärmedämmung. Deshalb sollten sie nicht ohne zwingenden Grund entfernt werden. Gänzlich falsch ist es, auf eine bündige Ausfachung ein gerades Putzkissen aufzusetzen. Denn zum einen werden dadurch die Fachwerkstäbe zur Negativform degradiert. Zum anderen begünstigt ein brettartig vorstehendes Putzkissen das Eindringen von Feuchtigkeit in die Holzkonstruktion. Statt den Putz glatt, aber vorstehend aufzubringen, sollte er schräg und zur Mitte der Ausfachung ansteigend aufgetragen werden. Alternativ empfiehlt sich auch eine schachbrettartig eingeritzte oder schindelartig eingedrückte Struktur, die das Ablaufen des Wassers an der Fassade begünstigt.

 

Früher und Heute – Materialien im Vergleich

 

Für den Anstrich des Tragwerks wurden früher meist Ölfarben verwendet. Auch in heutiger Zeit bewährt sich Leinöl, das mehrere Jahre abgestanden sein muss und daher auch Standöl genannt wird. Voraussetzung für seine Verwendung ist, dass der Untergrund noch nicht durch Kunstharzfarben verändert worden ist. Standölfarben haben anfangs zwar einen oft unangenehmen Glanz, dieser verliert sich jedoch nach einigen Monaten. Bei richtiger Anwendung halten Anstriche mit Standölfarben außerdem oft sehr viel länger als Farben auf Kunstharzbasis.

Diskussionsbedarf und Erfahrungsaustausch schloss sich unter den Teilnehmern an und Eric Mozanowski referierte in Stuttgart weiterhin über die Zusammenhänge von Früher und Heute und den Möglichkeiten einer sinnvollen Nutzung und die Wichtigkeit der Denkmalerhaltung.

 

V.i.S.d.P.:

Eric Mozanowski

Der Verfasser ist für den Inhalt verantwortlich

 

Kontakt:

Eric Mozanowski

geschäftsansässig

Theodor-Heuss-Str. 32

70174 Stuttgart

 

Tel: +49 (0)71122063173 

Fax: +49(0)71122063180

www.estavis.de

e.mozanowski@estavis.de